3 Herzen,  Rezension

Kill the Queen

Jennifer Estep ist Spiegel-Bestsellerautorin und lebt in Tennessee. Sie schloss ihr Studium mit einem Bachelor in Englischer Literatur und Journalismus und einem Master in Professional Communications ab. Quelle

„Kill the Queen“ ist der Auftaktband der dreiteilen „Splitterkrone“-Reihe.


Erster Satz: „Der Tag des königlichen Massakers begann wie jeder andere. Damit, dass ich etwas vollkommen Nutzloses tat.“


Klappentext: Im Königreich Bellona bestimmen die magischen Fähigkeiten einer jeden Person über deren Ansehen und Rang. Da die junge Lady Everleigh anscheinend über keinerlei Magie verfügt, verbringt sie die meiste Zeit in den Schatten des königlichen Hofs. Üblicherweise wird sie vom restlichen Adel übersehen und vergessen. Doch dunkle Mächte arbeiten innerhalb des Palasts. Als Everleighs Cousine, die Kronprinzessin Vasilia, ihre Mutter ermordet und den Thron besteigt, verändert sich alles. Evie selbst kann Vasilias Anschlag nur dank ihrer geheimen Fähigkeit entkommen – sie ist immun gegen Magie, die auf sie gerichtet wird. Auf ihrer Flucht stößt Evie auf den berüchtigten Gladiator Lucas Sullivan, einem mächtigen Magier, den ein Geheimnis umgibt…

Cover: Ich finde das Cover unheimlich ansprechend, ich musste das Buch gleich in die Hand nehmen. Ich mag die Farbkomposition sehr und finde die Abbildung des Flusses und Waldes in dem Schatten der Frau eine tolle Idee – wobei ich nach dem Lesen des Buches sagen muss, dass es leider nicht ganz zum Inhalt passt.


Leseprobe


Meinung:

Lady Everleigh, die viel lieber einfach nur Evie genannt werden möchten, kam als Waise an den königlichen Hof, nachdem ihre Eltern ermordet wurden, da sie mit der Königin verwandt ist. Da sie scheinbar über keine nennenswerten magischen Fähigkeiten verfügt, werden ihr durch die Königin viele unliebsame Aufgaben übertragen, die Evie ausführen muss. Neben ihren beiden Lehrmeistern hat Evie keine Freunde oder Bekannte im Schloss oder auch in der Stadt und schlägt sich alleine durch.

Bei einem wichtigen Treffen mit Vertretern eines benachbarten Landes, an dem auch Evie teilnimmt, verübt die Kronprinzessin Vasilia einen Anschlag auf ihre Mutter, die Königin, und tötet alle Anwesenden. Dank ihrer geheimen Immunität gegen Magie gelingt Evie die Flucht. Sie schließt sich dann einer Gladiatorentruppe an, die in der Stadt vor den Toren des Schlosses trainiert und ihre Vorführungen zeigt. In dem Wissen, dass sie wahrscheinlich die einzige Überlebende ist, die die Wahrheit über die Ermordung der Königin kennt und aufgrund ihrer Abstammung einen Anspruch auf den Thron erheben könnte, verbirgt sie zunächst ihr Geheimnis und fängt ein neues Leben an.

Von dort an spinnt sich die Geschichte weiter, Evie findet Freunde, lernt es, für sich selbst und andere zu kämpfen und geht auf eine Reise zu sich selbst. So weit die Idee – leider ist die Umsetzung weit weniger flüssig und hat einige Schwächen, die das Lesevergnügen mindern.

Der erste Teil des Buches, welcher nach dem königlichen Massaker und der Flucht von Evie endet, hat mir unglaublich gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, der Ort des Geschehens wird sehr anschaulich beschrieben und die vorgestellten Charaktere sind sympathisch dargestellt. Es wird deutlich, dass Evie eine Art „Aschenputtel“ des Königshauses ist, wobei mir ihr Leben trotz allem ganz angenehm vorkommt. Die Geschichte besitzt ein gutes Tempo, die Spannung baut sich immer mehr auf und das Ende des Teils macht Lust auf mehr.

Evie kommt nach Ihrer Flucht bei einer Gladiatorentruppe unter, zu der die sterbende Königen sie führte, indem sie Evie den Namen der Anführerin als Zufluchtsort nannte. Da Evie der sterbenden Königin das Versprechen gab, Vasilia herauszufordern und das Königreich zu retten und das Tempo der Geschichte zuvor auch recht rasch voranschritt, ging ich davon aus, dass sich das Tempo halten und Evie ihre Reise bald fortsetzen würde. Stattdessen verliert die Geschichte ab diesem Teil das Tempo und zieht sich leider etwas hin.

Die weiteren Entwicklungen der Geschichte wirkten teilweise wahllos eingestreut und fehl am Platz. Es wirkte auf mich, als wolle die Autorin unbedingt bestimmte Szenen im Buch platzieren, aber die Gründe für diese Szenen waren teilweise sehr weit hergeholt und nicht genug ausgearbeitet, sodass ich mich des Öfteren fragte, warum genau das jetzt gerade passierte.

Leider wird darüber auch vergessen, das Königreich und die im Königreich lebenden Menschen vorzustellen und genauer zu beschreiben. Wie ist die Gesellschaft aufgebaut? Werden die Menschen gut behandelt oder leben sie in Armut? Wie ist die Landschaft beschaffen? Wie wird das Königreich verwaltet? Die Geschichte um Evie hätte auch an jedem anderen Ort spielen können. Es wird nicht klar, warum Evie das Königreich überhaupt retten möchte und ob es überhaupt wert ist, gerettet zu werden.Außer ihren neu gewonnenen Freunden bei der Galdatorentruppe hat Evie keine Ahnung, wie das Leben außerhab des Schlosses aussieht und ob es sich lohnt, hierfür ihr Leben auf’s Spiel zu setzen. Und Evie macht auch keine Anstalten, „ihr“ Königreich besser kennenzulernen zu wollen. Die Beweggründe von Evie, letztendlich doch das Versprechen an die Königin einzuhalten, wirkten für mich daher auch nicht nachvollziehbar und ich konnte der Geschichte nicht mit so viel Herzblut folgen, wie ich es gern gewollt hätte.

Die Protagonistin Evie wirkt zunächst wie ein normales Mädchen, welches im Laufe der Geschichte stärker wird und sich nichts mehr vormachen lässt. Ihr fällt alles in den Schoß und sie ist unglaublich aufopferungsvoll, gebildet, hübsch, schlagfertig und besiegt bereits von Anfang an selbstbewusst gute Kämpfer, obwohl sie bei einer realistischen Darstellung der Kämpfe keine Chance hätte haben sollen. Leider hat diese Unbezwingbarkeit von Evie das Lesevergnügen noch etwas weiter gemindert. Mir sind Helden mit Ecken und Kanten, die manchmal auch etwas nicht können und auf Hilfe von ihren Freunden angewiesen sind, einfach lieber. Die Liebsgeschichte mit Lucas Sullivan konnte mich dann leider auch nicht in ihren Bann ziehen.

Die weiteren Nebencharaktere sind divers und sympathisch dargestellt, lassen aber auch ein wenig Tiefgründigkeit vermissen. Trotzdem konnte ich eine Bindung zu diesen Charakteren aufbauen, wobei Cho, ein Drachenmorph mit einer Vorliebe für Süßspeisen, wohl zu meinen Lieblingscharakteren gehört.

Cho nahm einen großen Bissen. „mhmm-mhmm-mhmm! Die sind genauso köstlich wie der Kuchen gestern.“ Er schob sich den Rest des Hörnchens in den Mund, dann packte er meine Hand. „Ach, wäre ich nur zwanzig Jahre jünger, würde ich dich sofort heiraten, Evie, und mich von dir mit Köstlichkeiten verwöhnen lassen, bis ich alt, grau und fett bin.“ Der Drache an seinem Hals zwinkerte mir zu. Anscheinend stimmte die Kreatur Cho zu.

Kill the Queen

Insgesamt ist dieses Buch trotz der vielen Längen und teilweise nicht nachvollziehbaren oder einfach fehlenden Beweggründe für Evies Entscheidungen sehr unterhaltsam gewesen. Der Schreibstill ist flüssig und angenehm. Trotz meiner Kritik habe ich es innerhalb weniger Tage ausgelesen. Ich denke, es hätte dem Buch gut getan, wenn es auf zwei Bände aufgeteilt worden wäre, da dann mehr Platz für Evies Entwicklung und die Darstellung des Königreichs und seiner Bewohner gewesen wäre. Um das Buch bedenkenlos weiterempfehlen zu können, besitzt es für mich zu viele Schwächen, aber wer auf Drama, Kämpfe und starke Heldinnen steht, dem wird dieses Buch bestimmt gut gefallen.

LG, Seifenschaum

Fakten: Gebundene Ausgabe: 496 Seiten // Verlag: ivi; Auflage: 2. (16. März 2020) // Sprache: Deutsch // ISBN-10: 3492705413 // ISBN-13: 978-3492705417 // Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren // Preis: 17 €

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