3 Herzen,  Rezension

Becoming Elektra – Sie bestimmen, wer du bist

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Christian Handel wurde in der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main geboren, die im sagenumwobenen Spessart liegt. Inzwischen lebt er allerdings in Berlin und ist selbst davon überrascht, wie sehr er sich als Landpflanze im Großstadtdschungel wohl fühlt. Er begeistert sich für Stoffe über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere

Themen. Außerdem ist er einer der größten Buffy-Nerds überhaupt.
Im Juli erschien sein erstes Jugendbuch, der All Age-Thriller BECOMING ELEKTRA. Das Buch wurde 2018 für den SERAPH nominiert. Quelle


Klappentext:
Als die junge und schöne Elektra Hamilton bei einem Reitunfall ums Leben kommt, erhält Isabel ein unerwartetes Angebot. Sie, die Elektra wie aus dem Gesicht geschnitten ist, soll deren Platz einnehmen. Sie muss lediglich für immer verschweigen, wer sie wirklich ist. Ein Leben in Luxus winkt ihr – und die Verlobung mit dem attraktiven Phillip von Halmen.
Zunächst scheint keiner Verdacht zu schöpfen. Doch Elektra hatte eigene Geheimnisse und während diese sie langsam einholen, wächst in Isabel die Gewissheit, dass Elektras Tod kein Unfall war. Wer trachtete Elektra nach dem Leben? Und wird der Mörder erneut zuschlagen?
Isabel weiß nur, dass sie keinem trauen kann …

Schön. Reich. Beliebt. Verwöhnt. Elektra Hamiltons Leben ist einfach perfekt.

Becoming Elektra

„Becoming Elektra“ spielt einige Jahre in der Zukunft, in der das Klonen von Menschen angefangen hat. Jeder, der genügend Geld hat, kann sich einen eigenen Klon erschaffen – ein eigenes persönliches „Ersatzteillager“ für Organe, Knochen etc.
In „Becoming Elektra“ geht es um die Haupftfigur Isabel, die ein solcher Klon ist und mit anderen Klonen in einem Institut aufgewachsen ist. Die Eltern ihres „Originals“ holen Isabel nach dem Tod ihrer Tochter zu sich, damit Isabel sich als Elektra ausgeben und ihren „Eltern“ einen für diese wichtigen Geschäftsdeal sichern kann.

Das Cover des Buches finde ich super, es hat mich gleich angesprochen und mir Lust auf mehr gemacht. Nach dem Lesen des Buches fand ich, dass das Zusammenspiel aus kräftigen Farben gut zur Geschichte und der Hauptcharakterin passt.

Das Buch ist gänzlich aus der Sicht von Isabel, der Hauptcharakterin, geschrieben. Es folgt im Laufe der Geschichte mehreren Handlungssträngen, es führt aber ein gut erkennbarer roter Faden durch die Geschichte.
Der Schreibstil ist klar und flüssig und die großartigen Ortsbeschreibungen regen die Fantasie des Lesers an. Die Ideen des Autors zu seiner Zukunftsvision waren gut umgesetzt. Ich konnte mir die beschriebenen Orte immer gut vorstellen und hatte das Bedürfnis, z. B. das Restaurant, in dem sie sich bei einem Treffen befinden, selbst zu besuchen.

Der Autor hat versucht, vielschichtige und interessante Charaktere aufzubauen, die der Leser ins Herz schließen kann. Dies ist ihm bei einigen Charakteren gut gelungen. Sowohl die Mutter von Elektra als auch Hektor, der sich zu meinem Lieblingscharakter entpuppte, haben vielschichtige und interessante Charakterzüge erhalten und als Leser konnte ich gut nachvollziehen, was ihnen gerade im Kopf herum geisterte. Andere Charaktere sind leider etwas zu kurz gekommen. Gerade Isabels Gefühle und Taten finde ich oft nicht nachvollziehbar. Sie wirkt auf mich viel zu abgeklärt und normal dafür, dass sie jahrelang abgeschottet im Institut war und sich ihr Leben von einem Moment auf den anderen komplett verändert hat. Auch die Tatsache, dass sie viele Redewendungen benutzt, die sie eigentlich gar nicht kennen dürfte, macht sie für mich nicht authentisch oder greifbar. Andere Charaktere wie z. B. Philipp oder die Tante von Elektra wirken für mich lieblos eingestreut und ich konnte keinerlei Bindung zu ihnen aufbauen. Der Autor hatte hier starke Ansätze, die zum Teil ungenutzt blieben.

Nachdem Isabel bei den Hamiltons angekommen ist, wird im Verlauf der Geschichte eine Liebesgeschichte angerissen und Isabel begibt sich nebenbei auf die Suche nach dem potentiellen Mörder von Elektra. Im Vordergrund stehen jedoch viele ethische Fragen im Zusammenhand mit dem Klonen, die das Grundthema dieses Buches darstellen. Welche Art von Leben haben Klone verdient? SInd Klone Menschen so wie ich und du? Sind sie Bruder/Schwester bzw. Sohn/Tochter oder ein Besitztum? Wo gehören sie in der Gesellschaft hin und welche Rechte haben sie?
Viele dieser Fragen wurden im Buch angeschnitten und ich war positiv überrascht, wie tiefgründig der Autor darüber nachgedacht hat. Der Leser wurde dazu angeregt, selbst darüber nachzudenken und die eigene Position zu diesen Fragen zu finden. Leider wurden auch hier die starken Ansätze teils nicht weiter verfolgt. Isabel hat starke Ideen und Überzeugungen, die dem Leser gleich im Anschluss an die Fragen präsentiert werden. Sobald ich angefangen hatte, über die aufgeworfenen Fragen nachzudenken, wurden meine Gedanken durch die von Isabel ersetzt. Das Buch hat hier zu wenig Raum gegeben, um die Ansätze weiter zu spinnen, zumal Isabel sich selbst und ihre Motive sowie ihren Platz im Leben nie hinterfragt.

Durch die verschiedenen Handlungsstränge, die der Autor verfolgt, sind diese leider alle etwas zu dünn ausgearbeitet worden. Die Geschichte hinter Elektras Tod war vorhersehbar und der Liebesgeschichte fehlte es an Pep. Sie kam mir wie ein Mittel zum Zweck vor, um das Ende des Buches erzählen zu können. Ich hätte mir gewünscht, das der Autor Buch noch ein wenig weiter gefüllt und entweder alle Erzählstränge ausgebaut oder den Hauptstrang intensiviert hätte, damit ich wirklich mit Isabels Geschichte hätte mitfiebern können.

Gegen Ende des Buches wird ein Ausblick darauf gegeben, was Isabel nun vorhat. Sie will den Kampf gegen die Hamiltons und das Geschäft des Klonens aufnehmen und sich für die Rechte der bereits existierenden Klone einsetzen. Als Elektra, die einflussreiche Tochter aus gutem Hause, hat sie gute Voraussetzungen und Möglichkeiten dafür. Ich finde diese Idee sehr spannend und hätte gerne mehr darüber gelesen, wie sich Isabel schlägt und was dabei herauskommt.
In dem Moment, wo ich das Ende des Buches gelesen hatte, kam in mir tatsächlich auch das Gefühl auf, mit „Becoming Elektra“ ein Prequel in der Hand zu halten, in welchem das grundlegende Setting, die Charaktere und die Motive dargestellt und erläutert werden, um in einem weiteren Buch den Kampf gegen das fortzuführen. Leider stellt der Autor am Ende des Buches klar, dass „Becoming Elektra“ ein Einzelband ist und es keinen zweiten Band geben wird. Ich finde, dass der Autor den Leser durch das Ende in der Luft hängen lässt.

Insgesamt hat der Autor einen schönen, fantasievollen Schreibstil und mit diesem Buch eine interessante Zukunftsvision erschaffen. Es ist trotz einiger Schwächen ein unterhaltsames Buch für zwischendurch und ich hoffe sehr, dass der Autor sich vielleicht doch noch entscheidet, einen zweiten Band herauszubringen, in welchem wir von Isabels Kampf gegen das Klonen lesen können.

LG, Seifenschaum

Fakten: Gebundene Ausgabe: 272 Seiten / Verlag: Ueberreuter (12.07.2019) / Sprache: Deutsch / ISBN-10: 3764170948 / ISBN-13: 978-3764170943 / Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre / Preis: 17,95 €

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