4 Herzen,  Rezension

Die Farbe von Glas

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Caroline Lea ist in Jersey geboren und aufgewachsen. Sie hat an der Warwick University studiert und lehrt dort mittlerweile Kreatives Schreiben. Caroline Lea schreibt Romane und Lyrik und stand mit einigen ihrer Arbeiten bereits auf der Shortlist für den Bridport Prize.

Klappentext:

Rau, düster und bitterkalt:

Island 1686: Die junge Rósa leidet unter so bitterer Armut, dass sie befürchtet, den Winter nicht zu überleben. In ihrer Verzweiflung nimmt sie den Antrag des reichen Händlers Jón an, der eine Frau für Haus und Hof sucht. Rósa folgt ihm in sein Dorf und trifft bei den Einwohnern auf eine Mauer aus Argwohn und Ablehnung. Düstere Legenden ranken sich um Jón. Man erzählt sich, er habe seine erste Frau Anna umgebracht. Jón schweigt dazu unerbittlich. Einziger Trost für Rósa ist eine kleine Glasfigur, die er ihr zur Hochzeit schenkte. Trotz aller Widrigkeiten erscheint sie unzerbrechlich, während das Böse um Rósa herum immer greifbarer wird.

Als das Dorf eines Nachts von Schnee und Eis bedeckt wird, rückt die Bedrohung näher, und diesmal steht Rósa im Auge des Sturms.

Rosà lauscht dem Ächzen der Landschaft, dem Stöhnen des Windes, dem Knirschen des Schnees draußen vor dem Stall. „Das ist nur der Wind, hab keine Angst…“

die Farbe von Glas

Ich habe mir das Buch gekauft, nachdem meine absolute Lieblingsautorin Nina Blazon dieses Buch als Buchtipp auf Instagram vorgestellt hat. Ich dachte mir, wenn sie das Buch so sehr mag – und ich wiederum die Bücher von Nina Blazon liebe – kann das gar kein Fehlkauf sein. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil von Caroline Lea ist malerisch und atmosphärisch, die Charaktere toll ausgearbeitet und greifbar und das Buch ist insgesamt sehr flüssig zu lesen. Aber fangen wir von vorne an: das Cover und der Titel.

Ich mag sowohl Cover als auch Titel des Buches unheimlich gerne. Ich finde es toll, dass das Buch nicht eingeschlagen sondern der Baum direkt auf das Buch aufgedruckt ist. Die Textur fühlt sich hochwertig an und insgesamt verströmt das Buch auch durch die Farbgebung eine tolle Atmosphäre, die mir gleich aufgefallen ist. Den Titel finde ich schön und ich habe mich gleich gefragt, was wohl dahinter steckt.

Die Geschichte spielt im 17. Jahrhundert in Island, als die Städte noch Dörfer waren und die Strukturen noch sehr konservativ. Frauen waren nach der Hochzeit das Eigentum ihrer Männer, hatten sich um Hof und Haus zu kümmern und zu tun, was ihr Ehemann ihnen sagte. Rosà hat sich auf die Heirat mit Jon eingelassen, um ihrer kranken Mutter zu helfen. Sie ist einsam und isoliert auf dem Hof von Jon, der sich nicht weiter für sie zu interessieren scheint und ihr jeglichen Kontakt mit Außenstehenden verbietet. Auf dem Hof existieren verschlossene Räume, die Rosà nicht betreten darf, Jon ist zeitweise abweisend und bedrohlich und Rosà hat oft das Gefühl, als wäre sie nicht allein, obwohl niemand anderes auf dem Hof sein dürfte. Die Atmosphäre ist düster und bedrohlich und zeitweise traurig.

Doch sie muss bleiben, Jón eine gute Gemahlin sein und ihm gehorchen, wenn sie will, dass Sigridúr den Winter überlebt

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Rosà erzählt, wechselt sich jedoch circa ab dem zweiten Drittel mit Jons Sicht der Dinge ab. Normalerweise bin ich kein Fan von Perspektivwechseln. Ich mag es, einer Person die ganze Geschichte hindurch zu folgen und ihre Sicht der Dinge wahrzunehmen. In diesem Fall war es aber eindeutig passend und die Geschichte hat dadurch noch einen spannenden Dreh erhalten. Jons Geschichte hätte meiner Meinung nach auch gar nicht anders erzählt werden können, da er so verschwiegen und in sich gekehrt ist, dass er nie jemandem davon erzählt hätte. So wird dem Leser die Geschichte eröffnet, als Jon in Erinnerungen schwelgt; Rosà bleibt unwissend.

Die Charaktere sind allesamt sehr gut ausgearbeitet und haben einen eigenen Schliff, der sie auf bestimmte Weise handeln, sprechen und Fehler machen lässt. Sie bleiben sich selbst treu und sind in ihren Handlungen jeder für sich nachvollziehbar. Die großartigen Charaktere sind neben dem wunderschönen Schreibstil der Autorin für mich auch das Highlight des Buches. Ich konnte sie für voll nehmen und habe mit ihnen mitgefiebert, ob Neben- oder Hauptcharakter. Dabei haben sie jeder für sich auch ihre Geheimnisse bewahrt und ich hätte sie gerne noch ein wenig besser kennenlernen wollen, als das Buch endete.

In der Geschichte eingewoben sind auch die Sagas Islands, es ist oft vom Hulduvolk die Rede und übersinnliche Themen sind mit eingearbeitet. Diese werden jedoch nur am Rande angeschnitten. Sie spielen in der Geschichte eine sehr untergeordnete Rolle. Ich hätte mir hier gewünscht, dass die Autorin noch mehr darauf eingeht und mehr Fantasy-Elemente in die Geschichte mit einbezieht. Auch die Geheimnisse von Jon und Petur und die Geschichte um die frühere Ehefrau sind nachvollziehbar dargestellt und werden nach und nach aufgedeckt. Ich fand die Hintergrundgeschichte sehr einfallsreich und gut durchdacht, hatte mir aber mehr davon erwartet. Das Buch geht weniger in Richtung Fantasy und mehr in Richtung düsterem Stolz und Vorurteil. Das ist nichts schlechtes; Es ist nur nicht das, was ich am Anfang erwartet hatte.

Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Es ist sehr flüssig zu lesen und ich habe mich jedes Mal, als ich es weggelegt habe, darauf gefreut, bald weiterlesen zu können. Allerdings habe ich auch gemerkt, dass ich nicht umsonst Fan von Fantasy-Büchern bin: ich habe mir mehr fantastische Elemente gewünscht und darauf gehofft, dass tatsächlich jemand vom Huldùvolk auftauchen würde. Das Buch würde ich daher vor allen jenen empfehlen, die auch gerne Romane lesen oder aber mal eine Pause von Fantasy-Literatur machen wollen.

LG, Seifenschaum

Fakten: Gebundene Ausgabe: 407 Seiten / Verlag: HarperCollins / Sprache: Deutsch / ISBN-13: 978-3959672948 / Preis: 20,00 €

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