
Schwindende Welt

Sayaka Murata wurde 1979 in der Präfektur Chiba, Japan, geboren. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen. Ihr Roman »Die Ladenhüterin« gewann 2016 mit dem Akutagawa-Preis den renommiertesten Literaturpreis Japans und war international ein großer Erfolg. Bei Aufbau liegen außerdem von ihr vor: »Das Seidenraupenzimmer« sowie »Zeremonie des Lebens«. Quelle
Erster Satz: „Glaubst du, wir sind das Gegenteil von Adam und Eva?“
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Klappentext:
Japans Superstar Sayaka Murata ist zurück!
Ein überraschender Roman über sexuelle Begierde, künstliche Befruchtung und ein Leben außerhalb sozialer Normen
Amane stellt mit Entsetzen fest, dass ihre Eltern »kopuliert« haben, um sie zu zeugen, anstatt wie alle anderen die Vorteile künstlicher Befruchtung zu nutzen. Auch wenn ihre Mutter an der alten Welt festhält und das Konzept Liebe verzweifelt verteidigt, will Amane dazugehören in einer Gesellschaft, in der Sex und Romantik fast ganz verschwunden sind. Mit ihrem Mann Saku zieht Amane in die experimentelle Stadt in Chiba, wo auch Männer Kinder in künstlichen Gebärmüttern austragen und sich alle Menschen gleichermaßen um alle Kinder kümmern. Ist das die schöne neue Welt, nach der Amane sich gesehnt hat?
»Heiter, schräg und on point.« Sally Rooney
Erster Eindruck:
Schon der Klappentext hat mich direkt gecatcht! Sayaka Murata schafft es wie kaum eine andere Autorin, gesellschaftliche Normen mit scharfer Präzision auseinanderzunehmen und in grotesk-faszinierende Szenarien zu verwandeln, die mich so sehr zum Nachdenken anregen. Nach „Die Ladenhüterin“ beweist sie mit „Schwindende Welt“ erneut, dass sie eine Meisterin der literarischen Provokation und Empathie zugleich ist.
Meinung:
An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank an den Aufbau Verlag für das Rezensionsexemplar.
Von der Autorin habe ich bereits „Die Ladenhüterin“ gelesen und war überrascht, begeistert und sehr angetan. Deswegen habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht!
„Schwindende Welt“ ist ein Roman, der tief unter die Haut geht und das nicht, weil er laut ist, sondern weil er still, klug und radikal ehrlich ist. Sayaka Murata stellt einmal mehr unser Verständnis von Normalität auf den Prüfstand und fragt, was Menschsein im 21. Jahrhundert eigentlich bedeutet. Und ganz ehrlich, ich bin mehr als einmal ins Grübeln gekommen!
Die Grundidee klingt zunächst dystopisch: eine Gesellschaft, in der Liebe, Sexualität und körperliche Fortpflanzung als veraltet gelten. Stattdessen regieren Effizienz, Gleichheit und Kontrolle. Murata präsentiert ihre Geschichte nicht als mahnende Zukunftsvision, sondern als präzise und erschreckend nachvollziehbare Analyse sozialer Entwicklungen, die teilweise nachvollziehbarere klangen, als es mir lieb war.
Die Protagonistin Amane hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Einerseits verachtet sie das scheinbar „primitive“ Konzept körperlicher Liebe, während sie gleichzeitig nach Nähe und Zugehörigkeit sucht und sich in (fiktionale) Liebe flüchtet. Ihre Entwicklung ist kein einfacher Emanzipationsprozess, sondern eine schmerzhafte Selbstkonfrontation mit der Frage, ob man wirklich frei ist, wenn man sich freiwillig anpasst.
Murata schreibt mit der ihr eigenen klaren, fast klinischen Sprache, die Distanz schafft und doch gerade dadurch Emotionen umso stärker wirken lässt. Sie beschreibt Tabus, ohne sie zu skandalisieren und zwingt die Lesenden, sich selbst zu fragen, wo ihre eigenen Grenzen liegen. Und ich kann nur sagen, dass sie das bei mir definitiv bewirkt hat!
In ihrer Vision einer Gesellschaft ohne Begehren, ohne Familie, ohne Individualität spiegelt sich unsere Gegenwart erschreckend deutlich wider. Optimierung, gesellschaftlicher Druck, Identitätsnormen. Das Buch ist dabei nicht zynisch, sondern zutiefst menschlich.
Sie greift auch die Frage nach dem Kinderwunsch auf, was bedeutet es, einen zu haben, keinen zu haben, als Mann einen zu haben und verwebt es mit den unterschiedlichsten Perspektiven und Lösungen darauf.
„Schwindende Welt“ ist eine brillante, unheimlich dichte und zugleich poetische Reflexion über Körper, Intimität und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Sayaka Murata gelingt es, aus scheinbar kalten Themen wie künstlicher Befruchtung oder emotionaler Entfremdung eine Geschichte zu formen, die unter die Haut geht.
Ein Roman, der verstört, berührt und noch lange nachhallt. Mich hat das Buch noch lange zum Nachdenken gebracht und zum Austausch mit anderen geführt. Das schafft die Autorin wie keine zweite und ich liebe es!
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich muss unbedingt mehr von der Autorin lesen!
Lg, Levenya

Vielen DANK für das Rezensionsexemplar!
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Fakten: Sprache: Deutsch // Broschiert: 267 Seiten // ISBN: 978-3-351-04244-8 // Preis: 24€
